Rumer Spitze (2.454 m) von Scharnitz

Luftige Gratüberschreitung über dem Inntal

Wer mit dem Bike in Scharnitz steht, hat die Qual der Wahl, welches der Karwendeltäler man ansteuern soll. Traumhaft sind sie alle, lang auch. Das gilt besonders für das südliche der drei großen Täler, welches sich aus Gleirschtal und Samertal zusammensetzt.

Über knapp 20 Km sind zu bewältigen, bis man an der herrlich gelegenen Pfeishütte ankommt, wo einen die nächsten Entscheidungsschwierigkeiten erwarten. In jeder Richtung warten lohnende und nahegelegene Gipfelziele.

Einer der nächst gelegenen Gipfel ist die Rumer Spitze, die einen herrlichen Blick hinunter ins Inntal bietet. Von der Pfeishütte bietet sich eine relativ kurze, aber anspruchsvolle Überschreitung an. Während der Westgrat mit Kletterei im II. Grad und luftigen Gratschneiden aufwartet, hält der Ostgrat steile und bröselige Flanken bereit.

Insgesamt ergibt sich so eine großartige, karwendeltypische Bike & Hike Tour, die Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verlangt! 

Blick vom Kreuz auf die Gipfel der Gleirsch-Halltall-Kette

Touren-Steckbrief

  • Schwierigkeit Bike : Oft schottrige, aber insgesamt gut fahrbare Forststraßen (bis max. 15% Steigung)
  • Schwierigkeit Hike : Anspruchsvolle Bergtour (T5-/II)
  • Höhenmeter (Aufstieg) : Ca. 1.630 hm (davon 750 Bike / 880 Hike)
  • Strecke (insgesamt) : Ca. 45 km (davon 36 km Bike / 9 km Hike)

Hinweis zur Schwierigkeit: Die Überschreitung der Rumer Spitze wird in anderen Tourenportalen überwiegend mit T4 bewertet. Aufgrund der breit gefächerten Schwierigkeiten auf dem West- und Ostgrat und den vielen sehr ausgesetzten Stellen ist diese Tour aus meiner Sicht als „anspruchsvolle Bergtour“ anzusehen und rutscht damit knapp in eine T5-Bewertung.

Routenverlauf

Scharnitz Parkplatz Karwendeltäler (964 m) – Gleirschhöhe (1.069 m) – Möslalm (1.262 m) – Bike-Depot Pfeishütte (1.580 m) – Pfeishütte (1.922 m) –  Arzler Scharte (2.158 m) – Rumer Spitze (2.454 m) – Kreuzjöchl (2.121 m) – Pfeishütte (1.922 m) – Retour auf der Aufstiegs-/Auffahrtsroute

Anfahrt

Mit dem AutoVon München über die A95 bis Garmisch. Weiter über die B2 über Mittenwald nach Scharnitz. Im Ort nach links Richtung „Karwendeltäler“ abbiegen und bei einem der ausgeschilderten Parkplätze parken (Gebühren: 7 EUR pro Tag). Alternativ am kostenlosen Parkplatz an der B2 ca. 1 km vor der Landesgrenze parken.
Mit der BahnVon München nach Garmisch. Dort umsteigen nach Mittenwald/Scharnitz.

Einkehr

Möslalm – Übernachtung (Lager) und Einkehr. Geöffnet von ca. Mai bis Oktober.
https://www.moeslalm.tirol/

Pfeishütte – 63 Übernachtungsplätze. Geöffnet ca. Juni bis Oktober.
https://www.alpenverein.at/pfeishuette/

Auffahrt und Aufstieg zur Pfeishütte

Vom Parkplatz geht es zunächst in Richtung Hinterautal, bis bei der Gleirschhöhe die Abzweigung nach rechts Richtung Gleirschtal/Samertal kommt. Über ca. 50 Hm geht es nun bergab zur Isar, die am tiefsten Punkt bei einer Brücke überquert wird. Auf der anderen Seite müssen die verlorenen Höhenmeter nun über eine sehr steile Passage von ca. 1-2 Km zurückgeholt werden.

Nach einem Linksknick flacht die Straße deutlich ab und verläuft nun über einige Kilometer flach oder sogar leicht abfallend durch das Gleirschtal. Dabei kommt man am Abzweig zum Ochsenbodenweg (Einstieg zum Hohen Gleirsch Westgrat, siehe Tourenbericht) und an der Amtssäge vorbei. 

Nach einer Linkskurve eröffnet sich nun bei der Möslalm ein fantastischer Blick über den breiten Talboden nach Osten. Der Weg taucht nun wieder in den Wald ein und verläuft in einer sehr langen Geraden, bis bei der nächsten Beschilderung in vielen steilen Kehren die nächsten Höhenmeter gewonnen werden.

Man ist nun im Samertal angelangt und muss die letzten Kilometer über deutlich ruppigeren Schotter am Gleirschbach entlang bis zum offiziellen Bike-Parkplatz der Pfeishütte hinter sich bringen, der nach insgesamt 18 Km von Scharnitz erreicht ist.

Die letzten knapp 300 Hm bis zur Hütte können nun zu Fuß auf einem Steig oder – theoretisch sogar mit dem eBike – auf der steilen Fortsetzung der Schotterstraße absolviert werden. Schöner ist es, den Steig zu wählen und geradelt ist man bis dahin ja genug. Zunächst flach am Bach entlang und danach über steilere Latschengassen schlängelt sich der Steig bis zur Pfeishütte auf 1.922 Metern hinauf. 

Über den Westgrat auf die Rumer Spitze

Von der Pfeishütte ist das Bollwerk der Rumer Spitze bereits gut zu sehen. Die Tour führt nun rechts herum (gegen den Uhrzeigersinn) auf den Westgrat.

Zunächst verläuft der Weg auf einfachem Wandersteig über ein breites Grasplateau in Richtung Südwesten. Rechts ist bald die Spur erkennbar, die aus Richtung Hafelekar/Goetheweg herüberzieht (mit Seilbahnunterstützung von Innsbruck aus ein deutlich kürzerer Zustieg für diese Tour). Nach gut 250 Höhenmetern erreicht man schließlich die Arzler Scharte, von der Wege in 3 Richtungen führen. Auch die Rumer Spitze ist nun beschildert.

An der Beschilderung hält man sich nun nach links und steigt über einen steilen Grashang auf, der den Westgrat einleitet. Lange Zeit handelt es sich noch um einfaches Gehgelände, bis nach einer Querung das Rumer Joch auf 2.345 m erreicht ist. 

Nur noch knapp 100 Höhenmeter fehlen zum Gipfel, doch der nun folgende Abschnitt hat es in sich und kostet dementsprechend Zeit. Beim Rumer Joch wird man direkt von der ersten IIer-Kletterstelle empfangen, die allerdings über festen Fels schön zu meistern ist.

Im Anschluss folgt man dem Grat nun über einige Höcker direkt oder in der Flanke. Es warten weitere Kletterstellen (davon noch eine IIer) und einige sehr luftige Stellen auf der dünnen Gratschneide. Eine Stelle ist so schmal, dass ich aus Sicherheitsgründen den vermutlich wenig eleganten Reitersitz gewählt habe.

So geht es langsam und konzentriert – aber auch mit Genuss – dahin, bis schließlich die letzten Meter zum schönen Gipfelkreuz der Rumer Spitze auf 2.454 m führen. Ein fantastischer Aussichtspunkt: Inntal und Alpenhauptkamm auf der einen Seite und das Karwendel auf der anderen Seite. Eine lange Brotzeit bei kaiserlichen Herbstbedingungen steht an.

Über den Ostgrat zurück zur Pfeishütte

Der Abstieg über den Ostgrat verläuft nun deutlich direkter als über den langgezogenen Westgrat. Und auch das Gestein ist hier ein völlig anderes. Anstelle von festem Fels bekommt man es nun mit einer sehr bröseligen und steilen Flanke zu tun.

Der obere Abschnitt ist der anspruchsvollste Teil. Sehr konzentriert und vorsichtig gilt es, die feinsplittrige Flanke abzusteigen. Jeder Tritt und Griff sollte hier geprüft werden. Auch wenn hier keine wirklichen Klettereien warten, ist dieser Teil aufgrund der Brüchigkeit unangenehmer zu gehen.

Nachdem der steilste Teil überwunden ist, folgt eine einfache Querung, bis der nächste bröselige Absatz abzusteigen ist, wobei es nun längst nicht mehr so steil ist. Eine letzte schottrige Rinne muss man sich noch hinabkämpfen, bis wieder grasiges Wandergelände erreicht ist.

Bei der Beschilderung in der Nähe des Kreuzjöchls angelangt, zweigt nun links der Rückweg ab. Über einen langen Bogen geht es entspannt in der Sonne zurück zur Pfeishütte, an der sich die Rundtour schließt.

Von hier verläuft der Abstieg auf der Aufstiegsroute. Nach zügigem Abstieg zum Bike-Depot wartet die lange Bike-Rückfahrt, die – wie immer – den perfekten Abschluss und ein letztes Highlight einer eindrucksvollen Bergfahrt bildet.

Fazit

Eine Tour, auf der Karwendelfans voll auf ihre Kosten kommen. Eine schier endlose Bike-Zufahrt durch traumhafte Karwendeltäler, die von einer anspruchsvollen Gratüberschreitung ergänzt wird. Allerdings ist eine solche Tagestour nur Bergsteigern mit guter Kondition und der nötigen Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit empfohlen!

Karte

GPX-File zum Download

Hinweis: Die Nutzung der Datei unter folgendem Link für die eigene Tourenplanung erfolgt auf eigenes Risiko. Für Fehler oder Ungenauigkeiten kann keine Haftung übernommen werden.

Rumer Spitze.gpx

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