Warum eBike & Hike?

Das eBike liegt im Trend, sowohl in der Stadt als auch am Berg. Trotz – oder vielleicht wegen – des Hypes genießt besonders das eMountainbike jedoch oft einen schlechten Ruf.

Teilweise zu Recht, denn durch die gestiegene Zahl an oftmals unerfahrenen eBikern, die leichtfertig in den Bergen unterwegs sind, hat auch die Zahl der Unfälle und Bergwachteinsätze zugenommen. 

Doch auch eine verantwortungsvolle Nutzung des eBikes wird von vielen gerne als Schwäche oder sogar Betrug angesehen, da man eine Tour ja „by fair means“ absolvieren müsse, so als ob man am Berg in einem Wettkampf miteinander stehen würde.

Ich persönlich habe eine andere Einstellung und bin der Meinung, das eBike hat gerade auf kombinierten Touren enormes Potenzial und kann so den Bergsport bereichern. 

Höchste Zeit also, einmal über die Argumente für das eBike zu sprechen:

An der Kühroint mit Blick auf den kleinen Watzmann

1. Mehr Zeit und Energie für die schönen Dinge

Beginnen wir mit dem offensichtlichsten Vorteil: Viele Bergtouren beginnen und enden mit Forstwegen, die sich über Kilometer hinziehen können und dabei meist viele steile Passagen bereithalten. Zu Fuß oder auch mit dem klassischen Bike ist also viel Zeit und Kraft in den eher unspannenden Teil der Tour zu investieren. Mit dem eBike lassen sich diese Zustiege schneller überbrücken und bieten trotzdem den perfekten Einstieg zum warm werden (entgegen der Vorurteile fährt ein eBike nämlich nicht von selbst). Umso mehr Zeit und Kraft bleibt für den Teil der Tour übrig, für den sie benötigt werden, und aus manch einer (Halb-)Tagestour wird so dank eBike eine Feierabendtour. Ein perfektes Beispiel ist die Tour auf die Ruchenköpfe.

2. Das Ende des Forstweghatschers

Abgesehen von Zeit- und Kraftaufwand haben Forstwege für mich einen weiteren Nachteil: Es macht wenig bis gar keinen Spaß, sie abzulaufen. Gerade im Abstieg zum Ende einer langen Tour kann das zähe Laufen auf nicht enden wollenden Forstwegen den Eindruck der Tour noch schmälern. Nicht so, wenn am Ende des Steiges und dem Erreichen des Forstweges bereits das Radl wartet. Die Abfahrt zum Schluss setzt der Tour sogar noch ein kleines Schmankerl oben drauf. 

3. Bekannte Gipfel in neuem Licht

Das für mich größte Potenzial des eBikes liegt jedoch darin, aus der Not eine Tugend zu machen und die Forstwege gezielt zu nutzen. Die in den Karten (Empfehlung: www.kompass.de) verzeichneten Forststraßen und Steige lassen sich oft individuell zu Alternativrouten kombinieren und altbekannte Gipfel können so auf neuen Wegen entdeckt werden. Solche Routen werden auf den etablierten Tourenportalen meist deswegen nicht beschrieben, da es sich nicht um die logischste bzw. kürzeste Route handelt und man lange Forstwege ja eigentlich lieber umgeht.
Wer aber einmal das Hintere Sonnwendjoch aus dem Kloo-Ascher-Tal über die Krenspitz bestiegen hat oder die Kammwanderung über Brünstelkopf und Vorderen Feldernkopf aus dem Graswangtal in Angriff genommen hat, wird feststellen, dass es sich lohnt, mit dem eBike neue Ecken zu erkunden und dass die bekannte Route nicht immer die schönste sein muss!

4. Mit den Öffis in die Berge

Es wurde in den letzten Jahren vom DAV sowie diversen Medien und Influencern viel Werbung dafür gemacht, ohne Auto in die Berge zu fahren und auch einiges in dieser Richtung getan (z.B. durch den Münchner Bergsteigerbus). Zu Recht, denn mit dem Auto zum Bergsteigen zu fahren, fühlt sich in Zeiten der Klimakrise nicht mehr allzu gut an.
Problem bleibt aber, dass viele Touren öffentlich schwer oder gar nicht erreichbar sind. Es ist schön, wenn sich eine Tour direkt von einem Bahnhof starten lässt, aber das ist selten der Fall. Es braucht also i.d.R. zusätzlich einen Regionalbus, um zum Startpunkt der Tour zu gelangen, sofern es diesen überhaupt gibt. Hinzu kommen dann noch die begrenzten Abfahrtszeiten, die insgesamt eine „Öffi-Tour“ zu einer logistischen Meisterleistung machen und darüber hinaus für zeitlichen Druck auf der Tour sorgen können.
Wie kann nun ein eBike das Problem lösen? Vorteil ist wie oben beschrieben die Reichweite. Eine Distanz auch von mehreren Kilometern vom Bahnhof zum Startpunkt ist mit einem eBike kein großes Problem. Ein Bus als zusätzlich notwendiges Transportmittel kann so evtl. wegfallen, was wiederum die Entscheidung für die Öffis positiv beeinflussen kann. So kann man trotz Einsatz eines – wenig umweltfreundlichen – Akkus auch einen Beitrag für die Umwelt leisten und das Auto öfter mal daheim lassen.