Speckkarspitze (2.621 m) - Überschreitung
Spannende Gratüberschreitung eines klassischen Karwendelgipfels
Zwischen Großem Lafatscher und den Bettelwürfen gelegen, stellt die Speckkarspitze ein interessantes Karwendelziel dar, das sich über den markierten Nordwestgrat mit moderaten Schwierigkeiten besteigen lässt. Das nahegelegene Hallerangerhaus bietet sich zudem als komfortabler Stützpunkt an, der optimalerweise mit dem eBike erreicht wird.
Interessanter und schöner ist es, für den Aufstieg den Südwestgrat zu wählen. Dieser wartet zwar mit ausgesetzten Stellen und Schwierigkeiten zwischen I. und II. Schwierigkeitsgrad auf, bietet aber eine tolle Aussicht und festen Fels, während der Nordwestgrat eher von der bröseligen Sorte ist.
Touren-Steckbrief
- Schwierigkeit Bike : Leicht bis zur Kastenalm, teilweise sehr steil bis zum Hallerangerhaus (erster Abschnitt jenseits der 20%)
- Schwierigkeit Hike : Moderate bis anspruchsvolle Bergtour (T4 / I+)
- Höhenmeter : Ca. 1.700 hm (davon 850 Bike / 850 Hike)
- Strecke: Ca. 46 km (davon 38 km Bike / 8 km Hike)
Routenverlauf
Scharnitz Karwendeltäler (964 m) – Hallerangerhaus (1.768 m) – Lafatscher Joch (2.081 m) – Aufstieg Südwestgrat – Speckkarspitze (2.621 m) – Abstieg Nordwestgrat – Hallerangerhaus – Retour auf derselben Route
Anfahrt
Mit dem Auto: Von München über die A95 bis Garmisch. Weiter über die B2 über Mittenwald nach Scharnitz. Im Ort nach links Richtung „Karwendeltäler“ abbiegen und bei einem der ausgeschilderten Parkplätze parken (Gebühren: 7 EUR für 1 Tag). Alternativ am kostenlosen Parkplatz an der B2 ca. 1 km vor der Landesgrenze.
Mit der Bahn: Von München nach Garmisch. Dort umsteigen nach Mittenwald/Scharnitz.
Einkehr
Hallerangerhaus: Übernachtungsmöglichkeit, geöffnet ca. Juni bis Oktober
https://www.hallerangerhaus.at/
Kastenalm: Bei schönem Wetter geöffnet von Anfang Juni bis Ende September (Mittwoch Ruhetag)
https://kastenalm.at/
Auffahrt zum Hallerangerhaus
Für diese schöne Tour haben wir uns ausnahmsweise zwei Tage Zeit genommen, auch wenn die Tour mit Hilfe des eBikes auch als ausgedehnte Tagestour zu machen wäre. So müssen wir es an diesem Nachmittag nur noch bis zum Hallerangerhaus schaffen. Um uns die Parkgebühren in Scharnitz zu sparen, parken wir ca. 1 km vor der Grenze am kostenfreien Parkplatz direkt an der B2. Am Eingang der Karwendeltäler in Scharnitz angekommen, orientieren wir uns im Schilderdschungel an den Wegweisern Richtung Hinterautal und Kastenalm und kommen so ins mittlere der drei großen Karwendeltäler.
Es beginnt nun eine entspannte Radltour vom allerfeinsten. Egal wie oft man hier schon unterwegs war, die Natur im Karwendel ist immer wieder ein Erlebnis. Um die 14 km bei nicht einmal 300 Höhenmetern folgt man der jungen Isar immer tiefer hinein ins Hinterautal, vorbei am Isarursprung bis zur schön gelegenen Kastenalm. Links an der Alm vorbei würde es nun weitergehen ins Roßloch und ins einsame Herz des Karwendels. Wir wenden uns nach rechts und starten unsere Auffahrt aufs Hallerangerhaus.
Mit dem entspannten radeln ist es jetzt jedoch vorbei. Es wird brutal steil. Die ersten 1,5 km warten mit fast 300 hm auf. Wer sich hier mit normalem Mountainbike (und schwerem Tourengepäck) raufquält, muss schon hart im nehmen sein. Noch dazu ist der Untergrund nicht immer einfach. Anhalten und neu anfahren ist hier keine gute Idee, da man es kaum wieder aufs Bike schaffen würde. Nach 2 km entspannt sich das Gelände endlich. Die Straße wendet sich nach links Richtung Lafatscher Niederleger. Wir kommen in freieres Almgelände und bekommen einen herrlichen Blick auf unser morgiges Tagesziel und das Hallerangerhaus, das wir ca. 1,5 Std nach Abfahrt am Parkplatz erreichen. Bei schöner Abendstimmung lassen wir den Abend auf der Hüttenterrasse ausklingen.
Aufstieg zum Lafatscher Joch
Nach einer entspannten Nacht zu zweit in einem Mehrbettzimmer – Corona-Regelungen sei Dank – starten wir unsere Bergtour früh morgens. Außer uns ist noch niemand auf den Beinen. Der Steig beginnt direkt bei der Hütte und zieht sich die ersten 200 Hm etwas mühsam ein Geröllfeld hinauf, bis wir uns nach dem „Durchschlag“, einem Felsendurchlass, nach rechts wenden und kurze Zeit später ein flaches Plateau erreichen, an dessen Rand ein kleines Holzkreuz steht. Von dort ein schöner Blick auf die umliegenden Karwendelgipfel in der Morgensonne.
Wir folgen nun weiter dem Steig nach Süden und durchschreiten das breite und fast ebene Plateau. Wir kommen an der Beschilderung zur Speckkarspitze vorbei (das ist unser Abstiegsweg) und gehen weiter, bis wir bei einem markanten Steinhaufen das Lafatscher Joch erreichen. Nach Süden eröffnet sich ein gewaltiger Blick über das Inntal Richtung Alpenhauptkamm.
Über den Südwestgrat auf die Speckkarspitze
Am Lafatscher Joch wenden wir uns nun direkt nach links und können Steigspuren und eine verblasste Markierung ausmachen, die den Aufstieg zum Südwestgrat einleiten. Eine Beschilderung gibt es nicht, aber Markierungen und Steinmandl werden uns bis zum Gipfel begleiten.
Im ersten Teil geht es über grasig-schottriges Gelände den Kamm hinauf, bis wir weiter oben an festeren Fels gelangen. Die Ausblicke auf den Lafatscher und ins Inntal werden immer besser. Der Einstieg in den eigentlichen Grat erfolgt über einen kurzen Kamin. Ab da bewegen wir uns in interessantem, aber nie wirklich forderndem Felsgelände. Kurze, einfache Kletterstellen wechseln sich mit Gehgelände ab. Das alles bei herrlicher Aussicht Richtung Karwendel und Inntal.
Nach ca. 1,5 Stunden mit ausgiebigen Fotopausen am Grat erreichen wir schließlich das ausladende Gipfelplateau der Speckkarspitze, die wir zu unserer Freude für uns alleine haben. Ein wirklich fantastischer Aussichtsgipfel in alle Richtungen. Besonders der erstmals zu sehende Verbindungsgrat zu den Bettelwürfen gibt ein beeindruckendes Bild ab.
Abstieg über Nordwestgrat
Für den Abstieg wählen wir den markierten Normalweg über den Nordwestgrat, der kurz vor dem Holzkreuz nach dem Durchschlag auf unseren Aufstiegsweg treffen wird. Der Steig ist zwar leichter als der Südwestgrat, aber aufgrund des vielen Schotters auch ein bisschen unangenehmer zu gehen. Ein paar Drahtseile sind zur Unterstützung verbaut, die aber wie so oft wenig Sinn machen. Für Bilder zum Nordwestgrat empfehle ich folgende Tourenbeschreibung:
https://www.bergtour-online.de/bergtouren/bergwanderungen/schwer/speckkarspitze/
Schnell sind wir wieder beim Hallerangerhaus und treten unsere lange Abfahrt an. Die steile Rampe oberhalb der Kastenalm erfordert nochmals volle Konzentration. Bei der Kastenalm angekommen, gönnen wir uns noch ein verdientes Weißbier und radeln entspannt durchs Hinterautal zurück zum Auto.
Fazit
Eine Traumtour, die alles bietet, was man sich vom Karwendel wünscht. Wunderschöne Natur und interessanter Fels. Dabei ist die Tour für Karwendelverhältnisse eher leicht und bietet auch noch eine – im Gegensatz zum Karwendelhaus – angenehme Hütte (www.hallerangerhaus.at). Daher empfehle ich diese Tour auch als 2-Tages-Tour, auch wenn sie mit eBike in einem Tag durchaus machbar wäre.
Karte
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