Gehrenspitze (2.163 m), Schneidspitze (2.009 m) von Norden

Anspruchsvolle Rundtour auf den dritthöchsten Gipfel der Tannheimer Berge

Die Tannheimer Berge fühlen sich eigentlich wie ein eigenes kleines Gebirge an, gehören aber offiziell zu den Allgäuer Alpen. Ihre drei höchsten Gipfel – Gimpel, Kellenspitze und Gehrenspitze – stehen als überragende Aussichtskanzeln nebeneinander aufgereiht.

Alle drei lassen sich über reizvolle Touren erreichen, doch einfach ist keine davon. Die Gehrenspitze (2.163 m) lässt sich vom Gehrenjoch immerhin auf einem offiziell beschilderten und markierten Weg erreichen, doch auch dieser verlangt leichte Kletterei in unübersichtlichem und schlecht markiertem Felsgelände. 

Um die Tour noch interessanter zu machen, kann auf dem Weg die vorgelagerte Schneidspitze (2.009 m) mitgenommen und überschritten werden. Hierbei handelt es sich zwar technisch um eine „Wanderung“, aber eine von der alpinen und ausgesetzten Sorte.

Mit der schönen eBike-Zufahrt von Musau bis unter die Sabahütte ergibt sich eine traumhafte Tour, für die man aber Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen muss!

Gipfelblick von der Schneidspitze zur Gehrenspitze

Touren-Steckbrief

  • Schwierigkeit Bike : Gut zu fahrende Forststraße (Steigungen meist um 10%)
  • Schwierigkeit Hike : Moderate bis anpsruchsvolle Bergtour (T4+/I+)
  • Höhenmeter (Aufstieg) : Ca. 1.500 hm (davon 600 Bike / 900 Hike)
  • Strecke (insgesamt) : Ca. 24 km (davon 16 km Bike / 8 km Hike)

Routenverlauf

Parkplatz Bärenfalle (850 m) – Abzweig Richtung Sabahütte (1.266 m) – Bike-Depot (1480 m) – Sabahütte (1.560 m) – Sabachjoch (1.860 m) – Schneidspitze (2.009 m) – Gehrenjoch (1.858 m) – Gehrenspitze (2.163 m) – Gehrenjoch (1.858 m) –  Sabahütte (1.560 m) – Bike-Depot (1480 m) – Retour auf der Auffahrtsroute

Anfahrt

Mit dem Auto: Von München über Füssen oder von Marktoberdorf durch den Grenztunnel Richtung Reutte. Ausfahrt in Musau und bis zum Parkplatz Bärenfalle in Roßschläg.
Mit der Bahn: Am besten nach Reutte und von dort mit dem Bus nach Musau (eBike-Mitnahme muss erfragt werden).

Einkehr und Übernachtung

Direkt auf der Tour keine Einkehrmöglichkeit. 
Mit einem kurzen Umweg kann mit dem Bike aber die Musauer Alm erreicht werden (Einkehr und Übernachtungsmöglichkeit).

Musauer Alm: 
https://www.musaueralm.at/

Auffahrt über das Raintal

Vom Parkplatz beim Gasthaus Bärenfalle führt die Forststraße direkt in den schattigen Wald. Über einige Kehren gewinnt man auf den ersten Kilometern gleich einige Höhenmeter.

Man erreicht schließlich eine Brücke, wo sich Fußgängerweg und die Mountainbike-Route teilen. Diese führt nach rechts und verläuft oberhalb parallel zum (schöneren) Weg für die Wanderer, der direkt am Sababach entlang geht. Doch angesichts der vielen Radler und Wanderer macht die Trennung durchaus Sinn.

Nach den nächsten steilen Serpentinen bewegt man sich nun relativ gerade nach Westen. Im Auf und Ab geht es über die teils grobe Forststraße entlang, bis man kurz vor Erreichen der Musauer Alm aufpassen muss.

Bei einer weiteren Holzbrücke zweigt nach links die restliche, nicht offizielle, Bike-Strecke ab. Über zwei sehr lange und ruppige Kehren lassen sich weitere 200 Höhenmeter mit dem Bike auffahren, bis man zur Beschilderung zur Sabahütte gelangt. Hier Bike-Depot.

Über die Sabahütte zum Sabachjoch

Zu Fuß geht es nun auf einem schönen Pfad durch den Wald. Direkt unter der aufragenden Nordwand der Gehrenspitze gelangt man zu einer Beschilderung, an der es nach rechts weiter geht. Die Natur und die vielfältige Vegetation ist hier bereits absolut traumhaft. Nach einer Geraden durch den Wald ist man auch schon bei der kleinen Sabahütte angekommen.

Direkt dahinter liegt nun der breite und grüne Kessel, über dem zwischen Gehrenjoch links und Sabachjoch rechts der Grat über die Schneidspitze thront, deren Kreuz schon von weitem in der Sonne funkelt.

Man folgt zunächst dem markierten Steig zum Gehrenjoch weiter, versucht aber möglichst früh an den rechten Rand des Kessels zu queren, um zum parallel verlaufenden Steig zum Sabachjoch zu gelangen.

Über diesen steigt man nun durch Gras und Blumen steil auf. Nach einem ersten Absatz dreht der Steig nach rechts ab und führt nochmal steil zum Sabachjoch (1.860 m). Von hier wird der Blick zu Kellenspitze und Kelleschrofen sowie nach Süden ins Tannheimer Tal frei. Auch pfeift an dieser Scharte ein angenehmer Wind, was an einem heißen Tag wie dem des Tourenberichtes sehr willkommen ist.

Überschreitung der Schneidspitze

Es beginnt nun der interessante Teil der Tour. Bereits im Aufstieg konnte man erahnen, dass der begrünte Grat zur Schneidspitze kein Spaziergang ist. Und so geht es am Sabachjoch auch gleich sehr steil nach links auf den Grat, wobei der Weg hier noch nicht ausgesetzt ist.

Oben angekommen, wartet eine erste ausgesetzte Querung einiger Felsen. Der Pfad bleibt nun schmal und ausgesetzt. Wie der Name des Gipfels verrät, bewegt man sich wortwörtlich auf der Gratschneide. Links und rechts pfeift es teilweise ordentlich herunter. Meistens ist zwar kein technisches Geschick erforderlich, aber jeder Schritt sollte sicher gesetzt werden.

Auf diese Weise überschreitet man nun einen kleinen Buckel nach dem anderen, bis nach einer letzten Senke schließlich der Gipfel der Schneidspitze (2.009 m) erreicht wird. Ein wirklich schöner Grat, der – sofern man sich hier sicher fühlt – trotz aller Konzentration auch ein wahrer Genuss ist. Vom Gipfel setzt sich die Gehrenspitze nun endgültig in Szene.

Man überschreitet den Gipfel nun nach Osten und gelangt in kurzer Zeit hinunter zum Gehrenjoch (1.858 m). Der Weg ist auf dieser Seite viel gutmütiger. Wer also Probleme mit schmalen, ausgesetzten Wegen hat, könnte die Schneidspitze auch nur vom Gehrenjoch aus angehen.

Aufstieg zur Gehrenspitze

Am Gehrenjoch bietet sich nochmal eine Pause an, bevor die letzten 300 Höhenmeter der Tour angegangen werden. Für diese wird nochmal die volle Aufmerksamkeit benötigt.

Vom Gehrenjoch führt der gut sichtbare Pfad an die Felswände heran und quert nun längere Zeit nach rechts. Bereits hier werden teils schmal ein paar Erhebungen überwunden. Nach jedem überquerten Absatz fragt man sich, wann es nun endlich nach links Richtung Gipfel geht.

Im Hintergrund kommt nun die Kleine Gehrenspitze in Sicht. Hier biegt der Weg nun nach links ab und führt auf eine gut erkennbare Scharte zu. Diese entpuppt sich als eine bröselige Rinne, die nach oben hin immer enger wird. Nicht unbedingt ein Spaßgelände, doch der Aufstieg gestaltet sich nicht allzu schwierig. Die Hände werden zwar gebraucht, aber klettern müssen wir noch nicht. Nur auf Steinschlag muss geachtet werden!  Das Finale der Scharte bildet schließlich ein Felsdurchschlupf, der wirklich so eng ist, dass man den Rucksack absetzen und den Bauch einziehen muss. 

Man blickt nun wieder auf die Nordseite und rechts ist oberhalb auch schon das Gipfelkreuz zu sehen. Kaum 100 Höhenmeter sind es noch, doch es wird nochmal schwieriger. In nun unübersichtlichem Fels – unbedingt auf die schwachen Markierungen achten – muss nun aufgeklettert werden. Mehrere Stellen kratzen hier schon am IIer und es ist durchaus ein bisschen ausgesetzt.

Schließlich ist es geschafft. Noch eine letzte Scharte und man ist am Gipfel der Gehrenspitze (2.163 m) angekommen. Mit fantastischem Rundblick hat man sich eine lange Pause nach dieser konzentrierten Tour wirklich verdient. Neben der benachbarten Kellenspitze blickt man auch gut auf den klein wirkenden Grat der Schneidspitze herunter.

Abstieg zum Bike-Depot und Abfahrt

Nach verdienter Pause geht es auf demselben Weg zurück zum Gehrenjoch. Beim Abklettern vom Gipfel ist nochmal vollste Konzentration angesagt, hier sollten keine Fehltritte passieren.

Hat man die Rinne erreicht, ist das Schlimmste geschafft. Der Abstieg ist hier zwar bröselig, aber nicht übermäßig schwierig. Über die Querung geht es zurück zum Gehrenjoch, wo man sich nun an der Beschilderung nach rechts orientiert.

Diesmal auf der anderen Seite des Kessels geht es nun ebenso schön wieder hinunter. Die vielen Blumen und einige Gämsen versüßen den Abstieg, bis man wieder an der Sabahütte angelangt ist, von wo ein schneller Abstieg zum Bike-Depot erfolgt.

Wie immer ist – besonders nach einer fordernden Tour – die Abfahrt mit dem Bike nochmal ein Schmankerl zum Schluss. Aufgrund der späten Uhrzeit ohne jeden Wanderverkehr genehmige ich mir für die Abfahrt den schöneren, für die Wanderer reservierten, Weg am Sababach entlang. Viel zu schnell sind die 8 Km zum Parkplatz in der kühlen Abendluft abgefahren und eine beeindruckende Bergfahrt geht zu Ende!

Fazit

Eine 5-Sterne-Tour, die so ziemlich alles kombiniert, was man sich als ambitionierter Berggeher wünscht. Wunderschöne Natur, schmale Grate und leichte Felskletterei. Garniert mit einer schönen Bike-Strecke. Doch bei allem Genuss darf diese Tour nicht auf die leichte Schulter genommen werden und bringt breit gefächerte Anforderungen an Ausdauer, Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit mit sich!

Karte

GPX-File zum Download

Hinweis: Die Nutzung der Datei unter folgendem Link für die eigene Tourenplanung erfolgt auf eigenes Risiko. Für Fehler oder Ungenauigkeiten kann keine Haftung übernommen werden.

Schneidspitze-Gehrenspitze.gpx

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