Rotwand (1.884 m) - Überschreitung über den Pfanngraben
Schöne und ruhige Überschreitung eines klassischen Münchner Hausberges
Die Rotwand gehört zu den Gipfeln in den bayrischen Voralpen, auf denen man wohl nur ganz selten alleine sein wird. Sommer wie Winter pilgern Wanderer und Rodler vom Spitzingsee auf den Gipfel und das ganzjährig geöffnete Rotwandhaus.
Wählt man jedoch die richtige Jahreszeit und Route und sucht sich einen Tag unter der Woche aus, so hat man die Chance, eine wunderschöne und sogar leicht alpine Wanderung in relativer Einsamkeit zu erleben, die sich durch das eBike erheblich verkürzen lässt. Und die Rotwand ist zweifelsohne ein sensationeller Aussichtsgipfel!

Touren-Steckbrief
- Schwierigkeit Bike :
- Bergab auf bequemer Teerstraße bis zur Waitzingeralm
- Zunehmend schmaler Schotterweg ab dem Pfanngraben (Steigungen bis ca. 10%)
- Schwierigkeit Hike : Anspruchsvolle Bergwanderung (mindestens T3)
- Höhenmeter : Ca. 1.200 hm (davon 200 Bike / 1.000 Hike)
- Strecke: Ca. 20 km (davon 10 km Bike / 10 km Hike)
Routenverlauf
Spitzingsee (1.090 m) – Kümpflalm (1.504 m) – Miesingsattel (1.740 m) – Rotwand (1.884 m) – Rotwandhaus (1.737 m) – Kümpflalm – Retour auf der identischen Route
Anfahrt
Mit dem Auto: Von München über die A8 bis Ausfahrt Weyarn, weiter über den Schliersee und hinter Neuhaus zum Spitzingsee abbiegen. Parken am Südende des Sees an einem der kostenpflichtigen Parkplätze.
Mit der Bahn: Von München mit der BRB nach Neuhaus (Schliersee). Weiter mit dem Regionalbus ab Bahnhof Neuhaus zum Spitzingsee. Eine Mitnahme von Fahrrädern im Bus erfragen. Alternativ die 6 km von Neuhaus bis zum Spitzingsee mit dem eBike absolvieren.
Einkehr
Rotwandhaus: Übernachtungsmöglichkeit, ganzjährig geöffnet mit kurzen Revisionszeiten (Nov/Dez)
https://www.rotwandhaus.de/
Vom Spitzingsee in den Pfanngraben
Vom großen Parkplatz an der Kirche starte ich auf der asphaltierten Straße nach Süden, vorbei an der Beschilderung nach links Richtung Rotwand und der Albert-Link-Hütte bis zur Bushaltestelle an der Waitzingeralm. Kurioserweise geht die Straße durchgehend bergab und so verliere ich zum Start der Tour erst einmal um die 150 Hm. Noch bewege ich mich unter der für die Jahreszeit typischen Nebeldecke. Ich weiß aber bereits, dass mich oberhalb ein traumhafter Tag erwarten wird.
Von der Bushaltestelle zweigt nun schräg nach links ein steiler Schotterweg hinauf, über den ich in den Pfanngraben gelange. Die verlorenen Höhenmeter sind schnell wieder reingeholt. Der Weg ist zunächst noch breit, verengt sich aber schon bald zu einem Wanderweg entlang des Bachlaufes. Hier könnte man natürlich bereits sehr schön zu Fuß laufen, aber noch geht es sehr gut mit dem Bike voran.
Der Weg wird nun noch schmaler und zieht sich als Steig durch den Pfanngraben. Wie weit man mit dem Bike hinterfahren möchte, ist Geschmackssache und hängt auch von den Fähigkeiten ab. Bis maximal zu einer markanten Holzhütte mit zwei Wegweisern geht es theoretisch. Ich mache schon ein Stück vorher Bike-Depot irgendwo am Weg und bewege mich zu Fuß weiter.
Über die Kümpflalm zum Miesingsattel
Nachdem ich im Pfanngraben viel Strecke, aber kaum Höhengewinn gemacht habe, zieht der Steig nun nach Norden endlich an. Nach Süden würde man von hier zum Elendsattel gelangen. Durch den lichten Wald komme ich in das freie Almgelände der Kümpflalm, an der ich endgültig aus der Nebeldecke ausbreche und einen herrlichen Blick zurück Richtung Tal bekomme. Der Herbst ist halt die schönste Jahreszeit!
Zum Rotwandhaus ist es nun gar nicht mehr so weit. Der Steig zieht nun in einer steilen Linksschleife den Hang hinauf und ich lande schließlich an einem markanten Punkt, an dem Steige aus allen Richtungen zusammenkommen. Zum Rotwandhaus würde man in wenigen Minuten nach links gelangen (hebe ich mir für den Abstieg auf) und nach rechts könnte man in Richtung Auerspitz oder Soinsee gehen.
Ich folge jedoch dem Steig weiter nach Norden und quere die Ostflanke der Rotwand auf einem bereits ordentlich verschneiten Steig, der aber gut gespurt ist. Nachdem man die Rotwand passiert hat, zieht der Steig nach links in grasigen Stufen steil hinauf zum Miesingsattel.
Auf die Rotwand über den Nordanstieg
Vom Miesingsattel gehen nun zwei markierte Wege ab. Nach rechts würde es in nicht einmal 30 Minuten auf den Hochmiesing gehen. Geradeaus könnte man zur Kleintiefenalm absteigen. Ich wende meinen Blick jedoch nach links zur Rotwand, die von Norden ein ganz anderes Gesicht zeigt wie von der gemütlichen Südseite. Es liegt hier schon einiges an Schnee und ich frage mich, ob die Bedingungen einen Aufstieg zulassen, sofern ich überhaupt einen Steig finde. Diesen gibt es laut Karte, aber Markierungen oder gar eine Beschilderung wird man vergeblich suchen.
Zu meiner Freude treffe ich bereits kurz nach dem Miesingsattel auf die ersten Spuren im Schnee, denen ich nun einfach weiter folge. Steil ziehen diese durch die verschneite Grasflanke im Zick-Zack nach oben. Hier muss man doch konzentriert zu Werke gehen, die mitgenommenen Grödel geben Sicherheit.
Kurze Zeit später taucht nach einer letzten kleinen Steilstufe das Gipfelkreuz auf und ich komme am Gipfel der Rotwand an. Was für ein Kontrast zum Panoramaweg, der sich auf der trockenen Südseite nun erstmalig zeigt. Ich kann es kaum fassen, aber es ist weit und breit kein Mensch zu sehen, was sicher auch dem Umstand geschuldet ist, dass sich das Rotwandhaus an diesem Tag im kurzen Winterschlaf befindet. Ein herrlicher Blick in alle Richtungen auf die aus dem Nebel schauenden Gipfel. Hier kann man es dank Herbstsonne auch eine ganze Zeit aushalten, bevor ich mich schließlich auf den Rückweg mache.
Abstieg übers Rotwandhaus
Ich steige nun ganz gemütlich auf dem Normalweg ab zum geschlossenen Rotwandhaus und kehre von dort zurück zu meinem Aufstiegsweg. Die Nebeldecke im Tal hat sich inzwischen aufgelöst und so ist auch der Abstieg durch den sonnigen Pfanngraben nochmal ein Highlight. Natürlich ist hier inzwischen auch mehr los, hier heißt es mit dem Bike Rücksicht auf die Wanderer nehmen. Schließlich gelange ich wieder zur Straße hinauf zum Spitzingsee. Ich bin nach der absolvierten Tour froh um mein eBike, mit dem ich die letzten 150 Hm zum Parkplatz zurücklege.
Fazit
Eine überraschend schöne und einsame Wanderung auf einen der bekanntesten Münchner Hausberge, die durch die Überschreitung noch ein bisschen bergsteigerische Würze bekommt. Diese Tour darf durchaus irgendwann einmal wiederholt werden, auch dann wieder gerne im goldenen Herbst!
Karte
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