Predigtstuhl (1.975 m) Überschreitung

Rustikale Tour über den Hausberg der Dammkarhütte

Das Dammkar mit seinen umliegenden Gipfeln bildet sicherlich den wildesten Teil der überschaubaren deutschen Seite des Karwendels. Kaum ein Gipfel – abgesehen von der fast per Seilbahn erreichbaren Westlichen Karwendelspitze – lässt sich hier ohne anspruchsvolle und brüchige Kletterei mitnehmen.

Der Predigtstuhl, der als vorgelagerter Absatz der Tiefkarspitze eigentlich kein eigenständiger Gipfel ist, bildet hier eine Ausnahme. Von beiden Seiten lässt sich dieser herrliche Aussichtsbalkon über markierte Steige erreichen. Eine gemütliche Wanderung wird einen aber auch hier nicht erwarten. Vielmehr muss man seine Leidensfähigkeit in steilen und bröseligen Karen austesten und Trittsicherheit ist auf dieser Tour allemal gefordert, auch wenn sich die technischen Schwierigkeiten im Rahmen halten.

Mit der kurzen und knackigen Zufahrt mit dem eBike über die Dammkarstraße ergibt sich eine tolle Rundtour in wilder Karwendellandschaft, die aufgrund der überschaubaren Strecke/Höhenmeter auch als ausgedehnte Feierabendtour möglich ist.

Blick vom Predigtstuhl Richtung Kreuzwand und Viererspitze

Touren-Steckbrief

  • Schwierigkeit Bike : Steile und teils grobschottrige Forststraße (Steigungen bis 12%)
  • Schwierigkeit Hike : Technisch moderate, aber ruppige Bergtour (T4)
  • Höhenmeter (Aufstieg) : Ca. 1.100 hm (davon 400 Bike / 700 Hike)
  • Strecke (insgesamt) : Ca. 12 km (davon 6 km Bike / 6 km Hike)

Routenverlauf

Mittenwald (950 m) – Bankerl (1.330 m) – Einstieg Mitterkar (1.630 m) – Predigtstuhl (1.975 m) – Dammkarhütte (1.667 m) – Bankerl – Retour auf der Auffahrtsroute

Anfahrt

Mit dem AutoVon München über die A95 bis Garmisch. Weiter über die B2 bis Mittenwald. Ausfahrt Richtung Beschilderung „Karwendelbahn“, danach sofort rechts, unter der Bundesstraße hindurch und im Anschluss links beim Wanderparkplatz parken.
Mit der BahnVon München nach Garmisch. Dort umsteigen nach Mittenwald/Scharnitz. Mit dem eBike die Tour vom Bahnhof Mittenwald starten (von dort ca. 1-2 Km zum Ausgangspunkt).

Einkehr

Dammkarhütte: 10 Übernachtungsplätze, geöffnet von ca. Mai bis September. 
(https://www.dammkarhuette.de/)

Auffahrt über die Dammkarstraße

Wir starten am Parkplatz direkt neben der B2. Aufgrund der Schranke und unzähliger Warn- und Verbotsschilder hat man fast das Gefühl, in ein Sperrgebiet einzufahren. Die Dammkarstraße verläuft im ersten Abschnitt geteert und sehr steil bergauf, bis es nach den ersten 100 Hm flacher wird.

In einigen Kurven geht es angenehm, aber ziemlich schottrig durch den Wald. Die Straße dreht nun nach Süden ab und gibt die ersten Blicke auf das mächtig aufragende Karwendel frei.

Wir fahren schließlich über eine finale Gerade auf das schon sichtbare Dammkar zu und kommen in sehr schottrigem Gelände nach insgesamt nur 3 Km Strecke beim „Bankerl“ an, dem Punkt, an dem die Materialseilbahn zur Dammkarhütte beginnt und Steige aus mehreren Richtungen zusammenlaufen. Hier errichten wir unser Bike-Depot.  

Wanderung ins Mitterkar

Um eine Rundtour/Überschreitung aus dem Mitterkar zu gehen, müssen wir zunächst am Predigtstuhl vorbeiwandern und nutzen dafür den „wildromantischen“ Verbindungssteig zur Hochlandhütte. Vom Bankerl weg folgen wir also der Beschilderung nicht Richtung Dammkarhütte (unser Abstiegsweg), sondern immer Richtung Hochlandhütte.

Es geht zunächst lange Zeit ohne großen Höhengewinn auf dem wunderschönen Wandersteig nach Osten. Immer wieder können wir durch die Vegetation auf die wilden Kare und Karwendelspitzen sowie hinunter Richtung Mittenwald schauen. Wer hier kein Karwendelfan wird, der wird es wohl nie.

Am Mittereck schließlich müssen wir endlich ein paar Höhenmeter gewinnen und steigen über zahlreiche Serpentinen durch den Bergwald auf. Oben angekommen, eröffnet sich der Blick Richtung Mitterkar. Der Steig bewegt sich wieder flacher weiter nach Osten und auch die Hochlandhütte ist schon in Sicht. Kaum 10 Minuten, bevor diese erreicht wird, treffen wir auf unsere Beschilderung nach rechts ins Mitterkar.

Durch das Mitterkar auf den Predigtstuhl

Mit der gemütlichen Wanderung ist es nun vorbei. Der Steig zweigt nun ins Kar ab und dreht dann in Gegenrichtung auf den Predigtstuhl zu. Die Spur bewegt sich zunächst noch gut gangbar und relativ flach durch das Kar, wird aber im Anschluss immer steiler. Kurz vor Erreichen des Wandfußes wird es so steil, dass man kaum glauben kann, auf einem markierten Weg unterwegs zu sein. Hier muss man die Füße (und Stecken) mit viel Kraftaufwand ins Gelände „hämmern“, um noch einen Halt im losen Geröll zu finden.

Nach diesem sehr mühseligen Abschnitt von ca. 15 Minuten kommen wir an den Wandfuß heran. Die Spur und einige undeutliche Markierungen führen nach rechts zu einer dunklen Scharte und dem einzig erkennbaren Durchschlupf in dieser mächtigen Wand. Der Aufstieg in die Scharte bewegt sich über steiles, gut gestuftes Gelände (I) nach oben. Hier wurde ein durchgängiges Drahtseil verlegt, das aber oft mehr im Weg ist, als eine Hilfe zu bieten. Der Fels bietet daher teils besseren Halt.

An der Scharte angekommen, eröffnet sich nun der Blick zum Gipfelvorsprung. Um zu diesem zu gelangen, ist noch eine letzte, längere Querung zu meistern. Die Spur bewegt sich dabei manchmal leicht abschüssig entlang der Felswand, hier ist konzentriertes Gehen angesagt. 

Schließlich ist es nach einem letzten steilen und ebenfalls drahtseilgesicherten Aufschwung (I) geschafft und der kleine Gipfelvorsprung mit Kreuz ist erreicht. Der Blick ins Dammkar und auf die darüber liegenden Wände und Gipfel sowie ins Tal ist fantastisch. Am durchaus luftigen Kreuz verbringen wir in der tiefstehenden Abendsonne eine ausgedehnte Gipfelbrotzeit.

Abstieg über die Dammkarhütte

Für den Abstieg wählen wir nun den deutlich direkteren – und häufiger genutzten – Weg durchs Dammkar zur Dammkarhütte. Zunächst heißt es, vom Gipfel steil ins Kar abzusteigen.
HINWEIS: Direkt hinter dem Kreuz leitet eine sichtbare und bröselige Rinne direkt ins Kar. Der offiziell markierte Weg verläuft allerdings weiter rechts in einem Bogen über den begrünten Teil des Gipfelaufbaus.

Im Kar angekommen, quert die offizielle Spur bis zur Bergwachthütte und verläuft von dort hinunter zur Dammkarhütte. Es lässt sich jedoch auf halbem Weg gut abkürzen, indem man durch das teils tiefe Geröll direkt „absurft“. In kurzer Zeit haben wir die Hütte erreicht, auf der an diesem Abend keine sonstigen Gäste anzutreffen sind. 

Aufgrund der späten Uhrzeit setzen wir den Abstieg direkt fort. Unter der Materialseilbahn windet sich der angenehm zu gehende Steig in vielen Serpentinen bergab und bringt uns in kurzer Zeit zurück zum Bankerl, an dem wir die Radl abgestellt hatten und mit diesen in kaum 15 Minuten unsere Abfahrt zum Parkplatz absolvieren.

Fazit

Die Runde über den Predigtstuhl hat einiges zu bieten. Genussvolles Wandern, ruppiges Bergsteigen und tolle Einblicke ins Dammkar und auf die darüberliegenden Gipfel. Dank schnellem Zustieg per eBike lässt sich die Tour bei zügigem Tempo mit überschaubarem Zeitaufwand schaffen. Das teils steile und raue Gelände fordert allerdings auch Trittsicherheit und ein bisschen Erfahrung im Geröll und ist daher nicht unbedingt jedermanns Sache.

Karte

GPX-File zum Download

Hinweis: Die Nutzung der Datei unter folgendem Link für die eigene Tourenplanung erfolgt auf eigenes Risiko. Für Fehler oder Ungenauigkeiten kann keine Haftung übernommen werden.

Predigtstuhl.gpx

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