Herzogstand (1.731 m), Heimgarten (1.788 m) über den Rauteckkopf
Auf versteckten Pfaden auf den „Münchner Hausgrat“
Über den Gratweg zwischen Herzogstand und Heimgarten muss man eigentlich nicht mehr allzu viel sagen. Kaum eine Gratwanderung dürfte so schön und gleichzeitig so leicht erreichbar und auch für Unerfahrene so gut begehbar sein. Dementsprechend gut besucht ist dieser Klassiker auch, v.a. an schönen Wochenendtagen. Vorteil ist jedoch, dass so auch fast alle Begeher auf derselben Route unterwegs sind.
Die meisten nutzen im Auf- oder Abstieg die Seilbahn vom Walchensee oder werden zu Fuß eine Rundtour ebenfalls vom Walchensee starten. Von Norden hingegen wird in der Regel eher der Heimgarten von Ohlstadt als Einzeltour begangen, da eine Rundtour über den Grat zu Fuß kaum mit überschaubarem Pensum möglich ist.
Wer jedoch ein eBike hat und ein bisschen Pfadfindergespür beweist, kann den Gratweg in eine verschwiegene, aber nicht schwierige Rundtour einbauen, auf der man außer am Grat selbst in der Regel keinem Menschen begegnen wird. So ergibt sich eine weitere lohnende Tour aus der Rubrik „Bekannte Gipfel in neuem Licht“!
Touren-Steckbrief
- Schwierigkeit Bike : Sehr steile und teils schottrige Forststraße mit konstanter Steigung von 10-15%
- Schwierigkeit Hike : Anspruchsvolle Bergwanderung (T3)
- Höhenmeter (Aufstieg): Ca. 1.450 hm (davon 550 Bike / 900 Hike)
- Strecke (insgesamt): Ca. 19 km (davon 10 km Bike / 9 km Hike)
Routenverlauf
Wanderparkplatz Schlehdorf (620 m) – Bike-Depot (1.150 m) – Rauteckkopf (1.509 m) – Schlehdorfer Kreuz (1.640 m) – Herzogstand (1.731 m) – Heimgarten (1.788 m) – Bike-Depot (1.150 m) – Abfahrt auf der Auffahrtsroute
Anfahrt
Mit dem Auto: Von München über die A95 bis zur Ausfahrt Kochelsee. Weiter über Großweil nach Schlehdorf. Dort beim Klosterbräu rechts abbiegen und parallel zum Seeufer bis zum ausgeschilderten und kostenlosen Parkplatz „Heimgarten Wanderweg“ fahren.
Mit der Bahn: Direkt ist der Startpunkt nicht erreichbar. Vom Bahnhof Kochel entweder über knapp 7 Km mit dem eBike oder mit dem Bus nach Schlehdorf fahren (Fahhradmitnahme muss erfragt werden).
Einkehr
Heimgartenhütte – geöffnet von Ende Mai bis Mitte Oktober (https://www.heimgartenhuette.de/
Auffahrt von Schlehdorf
Vom Parkplatz geht es erst einmal flach über die geteerte Straße, bis man nach einer Schranke in den Wald eintaucht. Es wird schon bald anhaltend steil und auch der Untergrund verwandelt sich in lockeren Kies, der aber insgesamt ganz gut zu befahren ist.
In vielen Kurven folgt man ohne Orientierungsschwierigkeiten nun weiter dem steilen Forstweg und passiert an einer Stelle eine Beschilderung zum Herzogstand („Pionierweg“).
Nach insgesamt knapp 5 steilen Kilometern schließlich muss man Karte und GPS (auf der Tour obligatorisch) im Auge haben. Direkt von der Forststraße zweigt unmarkiert schräg nach links ein schmaler erdiger Pfad in den Wald ab. Der Einstieg Richtung Rauteckkopf ist erreicht, hier kann das Bike an geeigneter Stelle geparkt werden.
Über den Rauteckkopf zum Schlehdorfer Kreuz
Es folgt nun der verschwiegene Teil der Tour, der außer Jägern und Einheimischen nicht allzu vielen Menschen bekannt sein dürfte. Der Pfad verläuft zunächst gut sichtbar und steil über Wurzeln durch den Wald und quert schließlich aus diesem hinaus auf freieres Wiesengelände.
Nach einiger Zeit passiert man eine Jagdhütte und muss sich nun einen steilen Grashang hinaufarbeiten. Hier werden die Trittspuren deutlich schlechter und man muss mehr oder weniger nach GPS weiter aufsteigen. Am oberen Ende des Hangs allerdings wird der Steig wieder deutlich.
Sehr schmal schlängelt sich dieser nun den von Latschen bewachsenen Rauteckkopf hinauf, an dessen höchstem Punkt sich eine hölzerne Markierungsstange befindet. Von hier hat man nun einen exzellenten Blick auf den schon nahen Gratweg und das Schlehdorfer Kreuz, dem Punkt, an dem man auf den Grat stößt.
Es geht nun wieder ein bisschen flacher über einen Rücken auf die Gratflanke unterhalb des Schlehdorfer Kreuzes zu. Dieses wird zuletzt sehr steil über bröselige Felsstufen erreicht. Aus der Einsamkeit taucht man hier direkt in den Trubel auf dem Gratweg ein.
Zum Herzogstand und Heimgarten
Man befindet sich nun ca. ein Drittel des gesamten Gratwegs vom Herzogstand entfernt und muss nun entscheiden, ob man diesem erst noch einen Besuch abstattet oder sich gleich Richtung Heimgarten aufmacht, wobei man dann nicht in den Genuss des ganzen Grates kommt.
Also zunächst nach links auf dem bestens abgesicherten Weg, der auch für viele Unerfahrene zu meistern ist. In kaum 20 Minuten sind die knapp 100 Hm absolviert und das Gipfelpavillon am Herzogstand ist erreicht. Das Gipfelerlebnis hält sich aufgrund der üblicherweise sehr vielen Leute in Grenzen, aber man hat einen wirklich schönen Blick zum Walchensee und auch der Gratweg zeigt sich von hier in seiner vollen Pracht.
Es geht nun bis zum Schlehdorfer Kreuz wieder auf dem Grat zurück und weiter Richtung Heimgarten. Nach einigem Höhenverlust im Auf und Ab hat man den tiefsten Punkt des Grates erreicht und muss sich die letzten 200 Hm zum Heimgarten zum Schluss nochmal in einigen Serpentinen erarbeiten. Schließlich ist es geschafft, in gerade einmal 1 Stunde ist der Grat überschritten und der höchste Punkt der Tour erreicht, von dem der Blick zum Walchensee bekanntlich sensationell ist.
Abstieg zum Bike-Depot
Vom Gipfel folgt man nun ein kurzes Stück zurück Richtung Grat. Bei der Beschilderung allerdings nicht nach rechts zum Grat, sondern geradeaus Richtung Norden weiter. Der markierte Steig bewegt sich nun auf den klassischen Abstieg vom Heimgarten nach Ohlstadt zu.
Wo dieser allerdings eine Linkskurve vollzieht, folgt man nun der Beschilderung nach rechts („Schlehdorf“). Über viele Serpentinen geht es nun schnell hinunter in den Kessel nördlich des Grates. Hier ist man wieder in der Einsamkeit angelangt.
Bei einem Brotzeitbankerl mit schönem Blick zum Kochelsee kommt die nächste Beschilderung, der wir geradeaus (nach Osten) Richtung Schlehdorf folgen. Der schöne Wiesenpfad quert unterhalb des Rauchköpfls und bewegt sich im Anschluss durch Bäume hindurch in der Nähe eines Baches weiter bergab.
Nach Passieren eines Holzkreuzes auf einer Wiese überquert man zum Schluss einfach den schmalen Bach und stößt auf den Beginn der Forststraße, die über knapp 1 Km zurück zum Bike-Depot führt.
Von dort ist in kaum 20 Minuten die steile Abfahrt zurück zum Parkplatz absolviert.
Fazit
Die hier vorgeschlagene Tourenvariante über den Rauteckkopf bietet die Möglichkeit, den überlaufenen Gratweg zwischen Herzogstand und Heimgarten auf eine ganz neue Art kennenzulernen und sich überwiegend in einsamer und schöner Natur bewegen zu können. Gutes Orientierungsvermögen und eine gewisse Vorliebe für steile und zugewachsene Jagdsteige sollte man aber mitbringen!
Karte
GPX-File zum Download
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